Michael Ackermann: Rocky. Der Mann mit der Maske
Bücherei: meine eigene
Gelesen: 1993 in Bratislava
Sprache: deutsch
Zahl der Seiten: 96
Verlag: Wuppertal
Gattung: Biography Eines, der den Weg zu Gott gefunden hat
Auf dem Umschlag geschrieben: Dr. Michael Ackermann ist Germanist und Oberstudienrat an einer Hamburger Gesamtschule. Rocky, der Irokese von der Reeperbahn suchte die Freiheit und rannte in immer neue Gefangenschaften. Er wollte Mensch sein und verbarg sich hinter der Maske seiner tätowierten Haut. Er suchte Freunde und gesellte sich zu Schlägern, und als er es im Showgeschäft versuchte, wurde die Einsamkeit zur Qual. Eine gescheiterte Existenz? Beinahe. Seine Geschichte wäre eine von vielen, hätte es da nicht eine Gruppe von Pantomimen am Altonaer Bahnhof gegeben – Laienschauspieler, die sich von Rockys exotischer Aufmachung nicht täuschen ließen…
1. Die Weichen sind gestellt
Wie bei Preußens
Gerhard Bauer wurde als einziges Kind einer traditionsreichen Postdamer Soldatenfamilie am 26.11.1926 geboren. Sein Vater zeigt keine Gefühle. Er ist Soldat, bei dem der Mensch „beim Offizier“ beginnt. Sein Sohn leidet unter dem Vater. „Er will lustig und traurig sein dürfen, will Gefühle zeigen“ und demnach „wird er nie ein richtiger Mensch“ sein. So viel sein eigener Vater.
/Seite 9/
Als Nazikind im roten Wedding
„… als Nazikind darf er auch nicht mit gleichaltrigen Kindern der meist sozialdemokratischen oder kommunistischen Nachbarn spielen. Er hat kaum Umgang mit Kindern, vereinsamt früh, baut sich eine eigene abgeschlossene Traumwelt zurecht, die nur ihm gehört, von der keiner etwas ahnt.“
/Seite 10/
Der Musterschüler
Der Hass bekommt ein Ziel
Nichts als weg – zum Militär…
… in Krieg und Gefangenschaft
Bis in die letzten Kriegstage hinein war er – wie viele junge Leute – mitgerissen vom massenpsychologisch geschicht aufgeputschten Fanatismus der Nazis: „Führer befiel – wir folgen!“
Er ist neunzehn, als er in amerikanische Kriegsgefangenschaft gerät, und zwanzig, als er 1946 entlassen wird – nach Hause, nach Berlin, in den Französischen Sektor der Stadt.
Der Vater war schon im Mai 1945 von den Russen erschossen worden – bis zum Schluss ein gefühlloser Anbeter der Härte, ohne jede Reue. Die Mutter hatte das Haus an die Franzosen abgeben müssen, darf aber in einer kleinen Mansardenwohnung weiterhin wohnen bleiben. Dass die Mutter überlebte, macht ihn dankbar, empfindet er als Glück.
/Seie 15/
… und dann doch noch Liebe
Gerhard verliebt sich und heiratet. Eine Tochter wird geboren. Gerhard´s Frau arbeitet als Verkäuferin, er aber findet keine Arbeit.
2. Ein Versuch zu leben – missglückt
Fluchthelfer – ohne Chance
Lebenslänglich
Er kommt bei den Russen in Untersuchungshaft. „Es gibt keinen öffentlichen Prozess.. Die Verhöre finden jede Nacht von 22:00 bis 5:00 morgens statt, so dass er bald völlig übermüdet und entkräftet ist. Von der Decke des Verhörraumes hängt ein Eisenhaken: „Wenn du nicht mehr willst, kannst du dich ja aufhängen,“ zischt einer der verhörenden Kommissare.
Zynismus der Gewalt.
/Seite 18/
Lebenslänglich
Monatelang erhalten die Gefangenen keine richtige Arbeit. Jede sinnvolle Tätigkeit hätte ja auch den Menschen aufgebaut, hätte ihn ein wenig Mensch sein lassen. In dieser sinnlosen, ausweglosen monotonie fangen die Gefangenen an sich gegenseitig auf primitive Weise zu tätovieren, einige am ganzen Körper.
/Seite 19/
Tätoviert sein heißt für die Strafgefangenen, gezeichnet sein. Sie tun es bewusst, weil sie mit ihrem Leben abgeschlossen haben… Immer wieder werden Häftlinge auf Deportationszüge geladen, die nach Sibirien gehen.
/Seite 20/
Einer unter vielen
Was dem Gefangenen an menschlicher Geborgenheit bleibt, sucht er in den Armen eines Mitgefangenen… Als Begleiterscheinung kommt es nachts leicht zu homosexuellen Handlungen, denn innerhalb der Mauern des Straflagers zählen keine normalen Maßstäbe mehr.
/Seite 20/
Die Mutter stirbt
Zuchthauslehren
Das Ende der Hoffnung
Insgesamt 1500 Mann, die wegen angeblicher Spionage verurteilt waren, werden auf einen „Gnadenerlass“ der Sowjetregierung hin „vorzeitig“ entlassen.
/Seite 25/
Gerhard´s Frau lebt mit seinem besten Freund in Berlin und er hat demnach die letzten Reste von Hoffnung und Glauben an die Menschen verloren.
3. Ein neuer Versuch
Er muss mit seinen eigenen Enttäuschungen fertig werden. Vielleicht kann er sie verarbeiten, indem er anderen seine verstoßene Liebe zuwendet? Wird er am Ende nur helfen, um sich selbst zu helfen?
/Seite 26/
Gerhard… stellt fest, dass das christliche Bekenntnis der leitenden Aerzte, Schwestern und Pfleger nur wenig mit ihrem Leben übereinstimmt. Sie gehen sonntags in die Kirche, ja. Aber das eigene Ich bleibt im Mittelpunkt, um den sich alles dreht.
/Seite 26/
… und neue Erfahrungen
Die christlichen Versager
Ein Doppelleben beginnt
Tagsüber bleibt er Krankenpfleger… die notwendige Gegengewicht sucht er nachts in einem Prominentenclub, der homosexuellen Kellerbar „Come back“, wo auch verschiedene Film- und Fernsehstars jener Jahre verkehren. Bald schon steht er Nacht für Nacht in schwarzem Leder hinter dem Tressen.
/Seite 29/
Der Ausstieg
1964 stirbt der einfühlsame und tolerante Chef des Stifts. Sein junger Nachfolger läßt Gerhard in die Verwaltung rufen. Hier teilt er ihm mit, dass er „zwar nichts gegen Tätovierungen habe“, sie störten jedoch das Betriebsklima. Das war die Kündigung.
/Seite 30/
4. In Satans Bann
Die Maske
… er läßt sich am ganzen Körper tätowieren. Kein Stück Haut soll freibleiben.
/Seite 31/
Der Rocker schlägt zurück
„… aus Satans Kraft“
Rocky, der Irokese
Ein Mann der Gewalt
5. Der Abschied von der Gewalt
„Alle Christen sind Heuchler“
„Falsche Instrumente“
Kurt und der NDR
Theo Kurt ist ein älterer vornehmer Herr, auch in Leder, der bei der Begrüßung gleich eine Flasche Cognac holen läßt. Er ist homosexuell, aber bringt Rocky dazu, sich polizeilich anzumelden und ein geregeltes Leben zu führen, indem er ihm ein Zuhause gibt – ein Traum!
/Seite 39/
Kurt hat Bekannte beim Hamburger Studio des NDR. Über diese Verbindung wird Rocky in Wolfgang Menges Talkshow „Drei nach neun“ nach Bremen eingeladen. Sie sprechen über Vorurteile gegenüber Tätowierten. Rocky hat reiche Erfahrungen anzubieten.
/Seite 39/
Eine große Musikfirma /Teldec/ sieht die Show und will mit ihm eine Platte produzieren.
/Seite 39/
Schluss mit ´m Stuß
Kurt kommt ins Krankenhaus. Er hat Krebs. Zehn Monate lang pflegt ihn Rocky: Jeden Abend schläft „Vadder“ in seinen Armen ein… Rocky pflegt seinen Freund zehn Monate lang.
/Seite 42/
Nach Kurts Beerdigung, bei der der Pastor Rocky nicht einmal die Hand gibt, überkommt ihn eine furchtbare Leere. Er denkt an Selbstmord, nimmt 20 kg ab. In diesem Zustand bricht seine Bautzener Tuberkulose erneut aus. Er kommt in ein Krankenhaus im Norden Hamburgs, wo man nach langen Untersuchungen feststellt, dass er außerdem Knochen- und Prostatakrebs hat, deren Ausmaß er nicht ahnt. Die Wirbelsäule droht durchzubrechen… Die Schmerzen sind groß. Er wird zum wandelnden Arzneischrank.
/Seite 42/
Getrieben von der Angst vor dem Alleinsein und dem Tod sucht er eine Ersatzbefriedigung, die er schließlich in der Drogenszene und im Showgeschäft findet, wo er von Tausenden umjubelt wird, um nach einer halben Stunde wieder allein zu sein…
/Seite 42/
6. Hinter der perfekten Maske – im Showgeschäft 1976-1985
Vermarktet
https://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Lindenberg
Auf der Straße trifft Rocky Udo Lindenberg…. Udo ist sensibel, offen für Menschen, die in Not sind… Rocky erhält kleinere Filmrollen.
/Seite 43/
Abhängig zum Nulltarif
„The show must go on, koste es was es wolle…. Die Spritzen, als Einstieg noch zum Nulltarif oder Freundschaftspreis verabreicht, verschlingen bald seine gesamte Gage.
/Seite 45/
Und weiter allein auf der Welt
Der Exhibitionist
Götterhämmerung
1984 kommt es zum Höhe- und Schlusspunkt in Rockys Showkarriere. „Götterhämmerung“ soll in Berlin vorgestellt werden, wobei Udo als Papst verkleidet, ein paar leichte Mädchen als Nonnen und Rocky als der leibhaftige Satan auftreten sollen… Dieser letzte, gespenstische Auftritt muss jedoch plötzlich abgebrochen werden. Rocky kann nicht mehr. Der Krebs macht ihn fertig. Die Ärzte geben ihm kaum noch Überlebenschancen.
/Seite 48/
7. Umkehr zum Lebendigen: Juni – September 1985
Bleib stehen!
Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, ist er vom Krebs gezeichnet…
/Seite 50/
Am Bahnhof trifft er eine Gruppe geschminkter Pantomimen. Sie spielen ein christliches Stück. Eine Frau der Theatergruppe hält ihn an: „Bleib steh´n, wir wollen mit dir reden!“
/Seite 50/
Die neue Verwandlung
Angenommen
Ein neues Zuhause
Eine neue Familie
… er spürt: Hier wirkt nicht die Liebe von Menschen, sondern die Liebe dessen, der selber Liebe ist. Nur Gottes Liebe kann das möglich machen. Liebe gegen Extravaganz.
/Seite 56/
Ein neuer Mensch
8. Beziehungsfragen
Auch die andern ändern sich
Er befreit aus allen Ängsten
Rocky ist tot
9. Der Gerettete hilft retten
Wieder im Krankenhaus – und doch ganz anders!
Die Gemeinde steht nicht nur im Gebet hinter dem Bruder, es vergeht auch kein Tag, an dem ihn nicht mehrere „Geschwister“ besuchen. Immer stehen frische Blumen und frisches Obst an seinem Bett.
/Seite 67/
Die Wohngemeinschaft
Sie brauchen kein Sidol
Zweimal Bernd
Schüler wundern sich
Masken
1986 – Song „Die Maske“
Ich sehe nicht wie jeder aus,
versteh mich bitte nicht verkehrt.
Es hat auch einfach keinen Sinn,
wenn ich zuviel erklär!
Ich brauche meine Maske,
Du nimmst sie mir nicht ab.
Doch kommen wie auf Dich zu sprechen,
dann winkst Du auch nur ab.
Wenn Du meinst, ich trage eine Maske,
bitte sag mir, was trägst Du?
Vielleicht glaubst Du, dass Du besser bist.
Und diese Maske trägst nur Du.
Ich habe keinen Durchschnittskopf,
bei mir glänzt nicht der Lack.
Drehn sich die Leute nach mir um,
lach ich mir einen ab.
Unser Leben erfordert oft ein Maskentragen.
Aber Gott schaut durch alle Masken hindurch.
Wir haben es erst gar nicht nötig,
bei ihm eine Maske aufzusetzen.
/Seite 76/
Schülereindrücke
Im alten Milieu
Das Festival
Sterbenskrank im Dienst
Gerhard muss erneut ins Krankenhaus in Altona: Eine Lunge ist völlig zerfressen, von der anderen arbeiten nur noch 20%. Der Unterleibskrebs wuchert weiter. Er selbst ist so schwach, dass er kaum noch aus eigener Kraft die Nachttischschublade öffnen kann. Und dennoch beginnt hier erst die eigentliche Geschichte des „Missionars“ Gerhard Bauer.
/Seite 83/
Elli Pirelli u.a.
„Sag mal, Gerd, wie ist das eigentlich mit dem Leben nach dem Tod?“
Gerhard antwortet ruhig: „Dann geht das Leben erst los!“
/Seite 84/
„Wir müssen lernen loszulassen. Dann werden wir das Leben gewinnen.“
/Seite 86/
10. Hilfe für Helfende – an Stelle eines Nachworts
Umgang mit Maskenträgern
Eine Anfrage an Jünger
„Es kommt darauf an, dass man ein Mensch ist mit Blut in den Adern und einem Herzen.“
/Seite 89/
Die Voraussetzungen
Der Mensch braucht nur zu sein, was er von Gott aus ist: Sein Kind.
/Seite 91/
Das bedeutet auch, dass ich in den kleinen Dingen des Alltags treu bin, als wären es große, dann wird mir Gott die Gnade schenken die große Dinge zu tun, als wären es kleine. Dabei kann Gott jede Angst nehmen und in Liebe verwandeln.
/Seite 91/
Stimmt das Bild?
Radikalkur und Gnade
Nach Neujahr verschlechtert sich Gerhards Zustand auf dramatische Weise… am 4. Januar 1987 wacht er nicht mehr auf.
/Seite 96/