Konrad Seyfferth: Wer meckert, sitzt. Lachen im realen Sozialismus

Gelesen: Mai 2024
Bücherei: meine eigene
Sprache: deutsch
Zahl der Seiten: 127
Verlag: Herderbücherei
Gattung: politisches Thema

Ein kleines, aber wunderschönes Buch. Ich habe beim Lesen gelacht, demnach aber wollte ich auch weinen, weil ich in dieser schlimmen Zeit meine ganze Jugend durchleben musste. Ich wusste, worüber der Autor schrieb! Ich habe es auch erlebt. Und ich habe darunter sehr gelitten, weil ich katholisch bin und „die Partei“ hat so etwas nicht geduldet. Ich stimme voll und ganz mit dem überein, was der Autor am Umschlad des Buches geschrieben hat.

„Worüber lacht man im anderen Deutschland? … Das vorliegende Taschenbuch ist ein Witzbuch, über das man lachen, aber auch nachdenklich werden kann, zugleich ist es ein Zeitdokument, denn die Realität läßt sich hier besonders gut studieren. Witze werden drüben nicht nur um des Witzes willen erzählt. Sie spiegeln die Situation, mit der die Bürger fertig werden müssen: Versorgungsengpässe, Bespitzelungen, Besatzungsmentalität und ideologische Pflichtübungen. Da muss man einfach manchmal Dampf ablassen, um das Leben erträglicher zu machen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht…“

Zum Autor: Konrad Seyfferth, geboren 1941 in Lengenfeld /Sachsen/ floh im Jahre 1961 in die Bundesrepublik Deutschland…. Bis 1976 anch dem Studium der Architektur als Architekt tätig. Studium der Berufspädagogik, Politik und Soziologie /Universität Hannover/, seit 1980 Studienreferendar für das Gewerbelehramt an berufsbildenden Schulen.

Humor und Unterhaltung in der Herderbücherei

Hans Fickenscher: Aus der Schule geplaudert
Hans Fickenscher: Hand hoch, wer fehlt!
Heilwig von der Mehden: Die Fliege an der Wand
/Worüber man sich ärgert/
Johann Sebastian Lambertz: Die Harfe klingt wie Zittergras
/Stilblüten und heitere Kuriositäten aus dem Musikunterricht/
Karl Götz: Heitere schwäbische Kindheit
Rolf Magsamen: Die lachende Parkuhr
/Vergnügliches von Verkehrssündern, Autos und Ordnungshütern/
Bruno Horst Bull: Der fröhliche Kindergarten
/Heitere Erlebnisse/
Helmut Gillich: Die lachende Lokomotive
/Heiteres in Wort und Bild rund um die Eisenbahn/
Fritz Müller-Partenkirchen: Der vergnügte Professor
/Erinnerungen an meine Schulzeit/

Inhalt

11 Weltanschauung
Oder: Warum hat man den Sozialismus nicht zuerst an Tieren ausprobiert?

19 Deutsch-sowjetische Freundschaft
Oder: Warum ist die Sowjetunion nur unser Bruder?

27 Staatsorgane
Oder: Warum ist ein Trauferfall kein Schaden?

37 Parteifunktionäre
Oder: Wodurch unterscheidet sich Karl Marx von Karl May?

47 Staatssicherheitsdienst
Oder: Wann habe ich gelernt, mich selbst zu verhaften?

57 Nationale Volksarmee
Oder: Warum ist Immatrikulation ein katholischer Feiertag?

61 Sowjetunion
Oder: Warum haben die Russen das natürliche Recht, auf dem Mond zu leben?

81 Planwirtschaft
Oder: Wie schlägt man sich Wünsche aus dem Kopf?

105 Währung
Oder: Wie lockt man zwei Funktionäre in eine Mülltonne?

107 Grundrechte
Oder: Welcher Unterschied besteht zwischen einer Jacke und eine Zwangsjacke?

119 Ausreise
Oder: Warum beneiden wir die Sonne?

125 Perspektiven
Oder: Der Letzte macht das Licht aus!

„Adam und Eva waren die ersten Kommunisten: Sie hatten keine Kleidung, wenig zu essen, keine richtige Wohnung und glaubten aber doch, im Paradies zu leben.“
/Seite 13/

„Genosse, Sie haben eben bemerkt, dass der Kapitalismus ein schlechtes System sei: korrupt, unfrei und herungergekommen. Aber weshalb wollen wir dann den Kapitalismus überholen?“
/Seite 14/

„In der DDR gibt es vier Probleme:
ein kleines, ein großes, ein sozialistisches und ein kommunistisches Problem.
Das kleine Problem:
Mann hat eine Freundin, aber kein Bett.
Das große Problem:
Man hat ein Bett, aber keine Freundin.
Das sozialistische Problem:
Man hat eine Freundin und ein Bett, aber keine Zeit.
Das kommunistische Problem:
Man hat eine Freundin, ein Bett und Zeit, aber kein Bedürfnis.
/Seite 14/

- Der DDR-Sozialismus ist 166 cm groß.
- Wieso?
- Mein Vater ist 178 cm groß und hat gesagt, der Sozialismus steht ihm bis zum Hals.
/Seite 15/

Auf der Höhe der Brühlschen Terrassen in Dresden strampelt ein Mann in der Elbe und schreit:
„Hilfe, Hilfe, ich ertrinke!“
Ein Passant steht am Ufer und ruft:
„Haben Sie Marxismus-Leninismus studiert?“
„Ja, selbstverständlich.“
„Sehen Sie, Sie hätten lieber schwimmen lernen sollen.“
/Seite 15/

„Haben Sie Tee?“
„Möchten Sie lieber chinesischen oder lieber russischen Tee?“
„Ach, dann nehme ich doch lieber Kaffee.“
/Seite 20/

„Frau Kirsch, ich habe im Radio gerade gehört, dass die Russen au fem Mond gelandet sind. „
„Was, alle?“
„Nein, zwei.“
„Warum verdrehen Sie mir dann erst den Kopf?“
/Seite 20/

„Wie unterscheidet sich die Telefone von Breschnew und Honecker?“
„Das Telefon von Breschnew hat auch eine Sprechmuschel.“
/Seite 21/

Was sind die drei Abarten der Liebe?
Liebe zwischen Männern.
Liebe zwischen Frauen.
Liebe zur Sowjetunion.
/Seite 21/

„Für die Russen würde ich Tag und Nacht schuften.“
„Sehr gut, das nenne ich sozialistische Arbeitsmoral. Was sind Sie denn von Beruf?“
„Totengräber.“
/Seite 21/

Schulaufsatz in der Sowjetunion:
Besteht ein Unterschied zwischen den Deutschen in der DDR und in der Bundesrepublik?
Im Prinzip nein, aber die Deutschen in der Bundesrepublik dürfen wir nicht lieben.
/Seite 23/

Die Familie Schulze in Gotha besitzt einen Papagei, der nur einen Satz sprechen kann: „Es lebe die Wiedervereinigung Deutschlands.“ Ein Parteifunktionär hat sich zu einem Besuch bei der Familie Schulze angemeldet. Wohin mit dem Papagei? Der Hausherr hat die rettende Idee: ab in den Kühlschrank mit ihm. Nachdem der Funktionär gegangen ist, wird der Kühlschrank sofort wieder geöffnet.
Der Papagei schaut betrübt und krächtzt:
„Es lebe die deutsch-sowjetische Freundschaft.“
Die Familie Schulze ist verblüfft.
Der Papagei krächzt weiter:
„Drei Stunden in Sibirien haben mir gereicht.“
/Seite 24/

„Ein Flugzeug ist abgestürzt. Den Tod finden dabei Breschnew, Gierek und Kadar. Welches Land ist davon am härtesten betroffen?
Die DDR, weil Honecker nicht dabei war.
/Seite 31/

Dracula, Frau Holle, ein intelligenter Parteisekretär und ein doofer Parteisekretär sitzen am Tisch, um zu speisen.
Alle schauen auf ein verbliebenes Brötchen.
Plötzlich geht das Licht aus und alle greifen sofort zu.
Wer hat das Brötchen??
Eindeutig der doofe Parteisekretär.
Warum?
Weil es die anderen drei nicht gibt.
/Seite 38/

Politischer Unterricht.
Lehrer: „Wer ist unser Vater?“
Schüler: „Lenin.“
Lehrer: „Sehr gut, und wer ist unsere Mutter?“
Schüler: „Die Partei.“
Lehrer: „Und wer willst du sein?“
Schüler: „Vollwaise.“
/Seite 39/

Zwei vom Sicherheitsdienst unterhalten sich.
„Du, was hältst du von Honecker?“
„Dasselbe wie du.“
„Dann muss ich dich sofort verhaften.“
/Seite 49/

Ein sowjetischer Sportler wird seiner Favoritenrolle bei der Weltmeisterschaft nicht gerecht.
Er erhält aus Moskau ein Telegramm: „SOS“.
Das heißt im Klartext: „Sieg oder Sibirien.“
/Seite 76/

„Warum hängt ein Hammer vor dem Kaufhaus Konsument?“
„Damit man sich die Wünsche aus dem Kopf schlagen kann.“
/Seite 84/

„Was macht ein DDR-Bürger, wenn er in der Wüste eine Schlange sieht?“ „Er stellt sich hinten an.“
/Seite 86/

„Ich hätte gerne Socken.“
Die Verkäuferin: „Da sind Sie hier falsch. Keine Socken gibt es nebenan, hier gibt es keine Schuhe.“
/Seite 96/

„Warum gibt es in der DDR keine Autoreifen zu kaufen?“
„Die DDR tauscht mit Indien Autoreifen gegen Elefanten.“
„Warum gegen Elefanten?“
„Damit der Zirkus im Land weitergehen kann.“
/Seite 97/

„Warum hat der Trabant zwei Auspuffe?“
„Damit man ihn auch als Schiebekarre benutzen kann.“
/Seite 99/

„Wer ist in der DDR für die Automobilindustrie zuständig?“
„Der Minister für Kultur und Kunst.“
„Wieso?“
„Weil es eine Kunst ist, die Autos zu starten und man muss viel Kultur besitzen, um dabei nicht zu fluchen.“
/Seite 103/

„Wie wertet man die Mark der DDR auf?“
„Man bohrt in sie vier Löcher und verkauft sie auf dem Wochenmarkt als Knopf.“
/Seite 106/

Ein Genosse kommt von einer Reise aus dem Westen zurück und wird von seinen Freunden gefragt: „Sag mal ehrlich, wie ist es denn da drüben in der BRD?“
„Nu, genau wie bei uns, für Westgeld kann man alles kriegen.“
/Seite 106/

„Ist es richtig, dass man die Politik der Regierung kritisieren darf?“
„Das ist durchaus richtig, man sollte aber dabei nicht vergessen, dass es zu Hause am gemütlichsten ist.“
/Seite 111/

„Genosse, wie denkst du über den Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan?“
„Dazu habe ich meine eigene Meinung, bin aber mit ihr nicht einverstanden.“
/Seite 111/

Die drei Etappen des Luxus im Sozialismus.
Erste Etappe: ein eigenes Auto.
Zweite Etappe: ein eigenes Haus.
Dritte Etappe: eigene Meinung, schließt allerdings erste und zweite Etappe aus.
/Seite 116/

Anzeige:
Tausche Flugticket zur Olympiade nach Moskau gegen Fußweg nach München.
/Seite 122/

„Der Kapitalismus steht kurz vor dem Abgrund. Wir in der DDR sind schon einen Schritt weiter.“
/Seite 126/

Zwei DDR – Bürger unterhalten sich.
„Wie geht es dir?“
„Mit Sicherheit heute besser als morgen.“
/Seite 127/
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